Stellungnahme zum Neubau Klinikum Lahr
8.12.2023
BUND Lahr fordert: Erhalt der Klinik am Standort Klostenstraße und Stopp der Flächenversiegelung
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Ortsverband Lahr/Schuttertal, spricht sich für den Erhalt der Klinik am Standort Klostenstraße aus. Er schlägt einen Wettbewerb für Architektinnen und Architekten unter dem Aspekt Nachhaltigkeit für die bestehende Klinik vor. Einen Klinikneubau auf bisher unversiegelter Fläche lehnt er ab.
Das Lahrer Klinikum ist laut öffentlichen Aussagen der vergangenen Jahre voll funktionsfähig. Auch aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes ist es daher geboten, das Klinikum Lahr am jetzigen Standort zu erhalten. Es kann gegebenenfalls neuen Anforderungen baulich angepasst werden. Es ist sinnvoller, einen Wettbewerb für Architektinnen und Architekten unter Nachhaltigkeitsaspekten in Bezug auf den aktuellen Standort auszurufen als einen Wettbewerb für einen Klinikneubau.
Noch am 22. Februar 2022 präsentierten die Kreisverwaltung Ortenau und die Leitung des OrtenauKlinikums der Öffentlichkeit ein realistisches Konzept für die Modernisierung des Lahrer Klinikums am aktuellen Standort1. Doch unter angeblichem Zeitdruck beschlossen am 23. Oktober 2023 der Lahrer Gemeinderat und einen Tag später der Ortenauer Kreistag einen Neubau auf bislang unversehrter Fläche im Ortsteil Langenwinkel. Auf landwirtschaftlich genutzten Ackergrundstücken mit Biotopstreifen soll das Neubau-Projekt durchgesetzt werden.
Der BUND Lahr/Schuttertal fordert, Natur- und Umweltschutz endlich ernst zu nehmen, sich auf die bereits versiegelten Flächen zu beschränken und eine weitere Flächenversiegelung zu stoppen. Er weist darauf hin, dass die Planungsgrundlagen veraltet sind: Seit vielen Jahren fehlt ein aktualisierter Landschaftsplan für die Lahrer Gemarkung und bislang existiert in Lahr noch kein Biotopvernetzungsplan.
Bei einem Flächenverbrauch von derzeit 6,2 Hektar pro Tag in Baden-Württemberg2 lehnt der BUND Lahr/Schuttertal im Grundsatz jede weitere Überbauung unversiegelter Flächen ab. Wo Flächen überbaut werden, kann nichts versickern, nichts wachsen und kein Leben gedeihen. Der über Jahrzehnte ungehemmt fortgesetzte Flächenfraß trägt maßgeblich zum Artensterben in Deutschland bei. Immer mehr Tierarten gehen unwiederbringlich verloren. Der Bestand an Insekten in Deutschland ist in den vergangenen fünfzig Jahren um über 80 Prozent zurückgegangen. Die gesamte Nahrungskette droht in naher Zukunft zu kollabieren.
Es ist auch seit langem bekannt, dass jede und so auch jede weitere versiegelte Fläche das Kleinklima aufheizt und die menschengemachte Klimakrise beschleunigt. Neben dem Artensterben trägt der Flächenfraß so auch zu Starkregen, Extremwetterlagen, Überschwemmungen und den unbestritten gesundheitsschädlichen Hitzeperioden in Deutschland bei.
Wenn gesundheitsrelevante Lebensgrundlagen einem Krankenhausneubau geopfert werden, beißt sich die Katze in den Schwanz. Deshalb spricht sich der BUND Lahr eindeutig gegen eine weitere Zerstörung unserer Lebensgrundlagen aus.
Der Lahrer "Klimaschutzplan" wird vollends unglaubwürdig, wenn weiterhin Pläne für NeubauGebiete und neue Straßen oder der Neubau einer Klinik auf bisher unversiegelten Flächen verfolgt werden.
Der Gebäudebestand des aktuellen Klinikums am Altvater umfasst auch Personalwohnungen, ein Personalwohnheim, die Akademie für Pflege und Gesundheit und nicht zuletzt ein massiv in den Berg gebautes Besucherparkhaus.
In Deutschland fallen allein durch die Beton-Produktion jährlich 20 Millionen Tonnen CO2 an3. Jeder Neubau verursacht im Vergleich zur Bestandssanierung erheblich mehr CO2-Emissionen. Aus Gründen des Klimaschutzes ist jeder Neubau somit kritisch zu hinterfragen. Im Rahmen der Diskussion um Ressourcen vertreten selbst die Architektenkammern den Standpunkt, der Sanierung von Bestandsgebäuden deutlich Vorrang vor Neubauten zu geben4.
Das Lahrer Klinikum ist voll funktionsfähig und kann durch Umbau-Maßnahmen am jetzigen Standort erhalten und für neue Anforderungen baulich angepasst werden.
Deshalb fordert der BUND Lahr/Schuttertal den Erhalt der Klinik Lahr am Standort Klostenstraße statt des Neubaus auf freier Fläche.
Quellenangaben
4 https://www.akbw.de/themen/nachhaltigkeit-klima/suffizienz-schluessel-zu-mehr-nachhaltigem-wohnraum