Ortsgruppe Lahr

Stellungnahme B415 Schutterparallele

Stellungnahme zum BZ-Online-Artikel vom So, 10. März 2019

 

Nachhaltige Mobilität ist eine Vision, kein Traum


Schutterparallele keine Alternative


Die Aufnahme der „Schutterparallele“ (neue Autotrasse der B415 um Kuhbach und
Reichenbach) in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes erzeugte starke
öffentliche Aufmerksamkeit über Lahrs Verkehrspolitik. Dringend brauchen wir jetzt das vom
Lahrer Gemeinderat beauftragte Mobilitätskonzept und vor allem das darin enthaltene
Nahverkehrskonzept. Dieses Nahverkehrskonzept wurde im Juni 2018 in einer Petition an den
OB und den Lahrer Gemeinderat vom BUND Lahr, ADFC Ortenaukreis, VCD Südbaden,
Gemeinsam mobil Lahr e.V, Dehoga Kreisstelle Lahr, Initiative Fairer Handel e.V. und dem
Friedensforum Lahr eingefordert (die BZ berichtete).


Denn heute werden die verkehrspolitischen Entscheidungen getroffen, die bestimmen, wie es in
30, 50 Jahren und darüber hinaus in Lahr und im Schuttertal aussehen wird.
Der BUND Lahr, die IG ÖPNV und eine große Anzahl von Bürgerinnen und Bürgern sind
überzeugt, dass ein nachhaltiges Verkehrskonzept eine Reduktion des Autoverkehrs und die
Förderung von Alternativen beinhalten muss. Und auch in der Politik ist diese Vorstellung
inzwischen weit verbreitet.


Der BUND Lahr fordert nicht nur pauschal ein tragfähiges, nachhaltiges Verkehrskonzept und
seine Umsetzung, sondern formuliert auch konstruktive konkrete Vorschläge. Insbesondere
eine Verbesserung des Bahn- und Busverkehrs und ein Ausbau von Fahrradwegen bieten echte
Alternativen. Die Badische Zeitung bezeichnet in Ihrem Beitrag vom 9. März die genannten
Vorschläge des BUND als unrealistisch und bezieht sich auf ein von der Stadt Lahr
beauftragtes Gutachten über das Potenzial eines schienengebundenen ÖPNV, das Im Februar
2016 vorgelegt wurde. Der BUND Lahr dagegen plädiert dafür, dass die vorhandenen
Vorschläge unvoreingenommen und zielführend diskutiert, weiterentwickelt und für
reale Verbesserungen genutzt werden.


Im Gutachten wird von den sechs untersuchten Schienenlösungen den Varianten der
Zweisystem-Stadtbahn das beste Verhältnis von Nutzen und Kosten bescheinigt. Das
Gutachten empfiehlt: „Falls eine Schienenverbindung weiter betrachtet werden sollte, käme
dafür am ehesten diese Variante infrage.“ Auf diese Variante lässt sich aufbauen. So gibt das
Gutachten Anstöße, wie sich das Kosten-Einnahmen-Verhältnis verbessern lässt – u.a. durch
eine Fortführung „am anderen Ende des Linienweges (z. B. in Offenburg oder Straßburg) in die
Innenstädte“. Dieses Potenzial gilt es weiterzuverfolgen. Daraus kann eine moderne, schienenbasierte Komponente des Verkehrskonzepts entwickeln werden. Es ist daher eine gute
Nachricht, dass die Verwaltung das Gutachten im Technischen Ausschuss im Frühjahr erneut
vorstellen wird.


Im Artikel der Badischen Zeitung wird die Empfehlung des Gutachtens zitiert, den Busverkehr
fortzuentwickeln und zu beschleunigen. Das deckt sich mit der Forderung des BUND.
Angemerkt sei dazu, dass bevorzugter Busverkehr auch den Autoverkehr beschleunigt und
damit wiederum den Busverkehr. Denn je mehr Bürger den schnelleren ÖPNV benutzen, desto
weniger Autos sind auf der Straße. Damit ist der schnelle Busverkehr ein wichtiger Baustein
Richtung Verkehrsreduktion. Dies wiederum sorgt dafür, dass die Forderung nach einer
Rückstufung der Bundes- zu einer Landstraße realistischer wird. Durch diese Rückstufung ließe
sich insbesondere der Schwerkraftverkehr weiter reduzieren. Die Überlegungen und Aktivitäten
von Lahrer Politikern, insbesondere auch Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller, zeigen,
dass man sich der Bedeutung solcher Einzelschritte wie auch eines übergreifenden Konzepts
bewusst ist.
In Bezug auf Radverkehr hat die Stadt Lahr bereits einiges unternommen und verbessert.
Zusätzlich wären Radschnellverbindungen eine attraktive, zeitgemäße Alternative v.a. für
Pendler. Die Anzahl an E-Bikes nimmt zu und damit auch das Potenzial für eine
Radschnellverbindung. Martin Stehr vom Stadtplanungsamt wird mit der Aussage zitiert, dass
ein Radschnellweg auf den bestehenden Wegen nicht möglich sei und eine neue Trasse gebaut
werden müsse. Das ist ein konstruktiver Vorschlag, der diskutiert werden sollte. Ausgebaute
Straßen ziehen mehr Autoverkehr nach sich, eine ausgebaute Radschnellverbindung mehr
Fahrradverkehr. Auch das reduziert den Pkw Verkehr.


Der BUND Lahr ist überzeugt, dass den Lahrer und Schuttertäler Bürger*innen weniger
Verkehr und damit weniger Lärm und Abgase und der Erhalt der Naherholungsflächen viel
bedeuten.


Eine Variante, die mehr Versiegelung, mehr Auto- und Schwerlastverkehr, mehr Lärm und
Abgase ins Schuttertal bringen und die Vernichtung wertvoller Naherholungsfläche bedeuten,
ist verkehrspolitische Steinzeit. Wir brauchen andere Alternativen. Ein attraktiver ÖPNV
ermöglicht Mobilität für Jede*n, ohne dabei unsere Lebensgrundlagen zu zerstören. Zur
Realisierung bedarf es politischen Willens und vielleicht auch Mut. Der BUND Lahr kann sich
gut vorstellen, dass dieser Wille und Mut zum Wohle aller aufgebracht wird.